Vergessen ist in der Gesellschaft ein Zeichen von Schwäche, von Kontrollverlust. Vergesslichkeit nervt. Dabei ist das einer unserer größten Stärken.
Wir vergessen viele Fakten. Wie hieß noch mal der Ort, an dem wir damals Urlaub gemacht haben? Die ehemalige Klassenkameradin, die man zufällig an der Kasse trifft? Man kann sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern. Und das ist ein sehr wichtiger Prozess, denn das Vergessen hilft uns, Wesentliches vom Unwesentlichen zu trennen.
Was ist Erinnerung? In unserem Leben erinnern wir uns an alle möglichen Begebenheiten. An die aufregenden und schönen Erlebnisse, aber auch an die traurigen und schrecklichen Momente. Wenn ein Mensch von uns geht, den wir sehr geliebt haben, dann erinnern wir uns oftmals fast ausschließlich an die guten Seiten, die uns mit diesem Menschen verbinden. Wie wie kann man Erinnerungen für die Trauerarbeit nutzen?
An einem sonnigen Herbsttag sitzen Ayse und ihre acht Jahre alte Tochter Mavi bei uns im Büro. Sie möchten uns ihre Erinnerungen an Opa Dede erzählen, der letzten Sommer gestorben ist, was sie besonders gut erinnern, das beste Erinnerungsstück überhaupt, was sie mit Opas Zähnen gemacht haben und wie es Opa Dede jetzt wohl geht.